Geschichte zur Maria Kulmer Fußwallfahrt
Maria Kulm ist der größte und bekannteste Wallfahrtsort in Westböhmen. Er liegt auf halben Weg zwischen Eger und Falkenau. In früherer Zeit pilgerten das ganze Jahr hindurch Wallfahrer nach Maria Kulm, doch der Hauptkonkurstag war das Pfingstfest.
Alten Beschreibungen nach kamen bis zu 70.000 Wallfahrer aus den Bezirken Eger, Falkenau, Karlsbad, Marienbad, Tepl, Luditz, Plan, Tachau, Mies, Asch, Bischofteinitz, Graslitz, Neudek, St. Joachimstal. Auch aus zahlreichen Orten der Oberpfalz und aus Oberfranken kamen noch im 19. Jahrhundert alljährlich sehr große Wallfahrtsprozessionen, zu denen sich häufig mehrere Gemeinden zusammentaten.
Anfang des 20. Jahrhunderts übernahm Johann Lukas, bekannt als der „Stoabauer von Tröglersricht“ von seinem Vater das Amt des Wallfahrtsleiters aus unserer Gegend.
Trotz des Wallfahrtsverbotes in der NS-Zeit wurde noch 1942 nach Maria Kulm gepilgert. Doch bereits beim Weggang war die Ortspolizei zugegen. Beim Rückweg musste die Prozession aufgelöst werden und der Stoabauer versteckte sich mit dem „Tröglersrichter Vortragekreuz“ im Wald, um einer drohenden Verhaftung zu entgehen. 1943/44 pilgerte nur noch eine kleine Gruppe ohne Kreuz nach Maria Kulm.
lm weiteren Fortgang des Krieges und der anschließenden Zeit des „Eisernen Vorhangs“ konnte die Wallfahrt nach Maria Kulm nicht fortgesetzt werden. Doch allen Besuchern seiner Gaststätte und seinen Enkelkindern erzählte der Stoabauer bis zu seinem Tod 1974 von der Kulmer Wallfahrt.
In weiser Voraussicht besang er sogar eine Kassette mit den alten Liedern aus der Wallfahrt, und sein Vorbetbuch, mit Tinte in alt deutscher Schrift geschrieben, wurde nebst alten Wallfahrtsandenken von Familie Lukas immer in Ehren gehalten.
So bildete sich zusammen mit den beiden Enkelinnen des Stoabauern gleich nach der Grenzöffnung eine Gruppe, die gemeinsam beschloss, die Wallfahrt nach alter Tradition wieder aufzunehmen. Die gesammelten Wallfahrtsgebete und -lieder wurden neu gefasst, der alte Wallfahrtsweg erkundet. So machte sich im September 1990 die erste Wallfahrtsgruppe mit 30 Teilnehmern von St. Quirin zum böhmischen Hochfest der Gottesmutter „Den Panny Marie“ auf den Weg.
Seit 1990 treffen sich nun die Wallfahrer jedes Jahr Ende September/Anfang Oktober in St. Quirin um wieder nach Maria Kulm aufzubrechen. Die Anzahl der Teilnehmer hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verzehnfacht.
Wir gedenken in besonderer Weise aller Wallfahrer, die seit der Wiederaufnahme der Fußwallfahrt nach Maria Kulm ab 1990 aus unserer Gemeinschaft verstorben sind. In unser Gebet schließen wir alle Wallfahrer ein, die vor uns den Wallfahrtsweg nach Maria Kulm gingen und von der Ewigkeit her unsere Wallfahrt begleiten.
Folgendes Gebet wurde von Herbert Baumann, Weiden i. d. Opf., geschrieben und bei der Außenrestauration 1993 in die rechte vergoldete Kirchturmkugel eingeschlossen:
Heilige Gottesmutter Maria, unsere liebe Frau von Maria Kulm. Seit langer Zeit blickst du mit dem Jesuskind auf deinem Arm herüber in unsere Heimat.
Wir sind nach der langen Zeit des 2. Weltkrieges und des Eisernen Vorhangs nach der Grenzöffnung wieder aufgebrochen, um nach alter Tradition alljährlich zu Fuß dein Gnadenbild in Maria Kulm aufzusuchen und dich um deine Hilfe zu bitten.
Wir empfehlen dir die Menschen, die zu dir kommen. Breite deinen Segen aus über ihr Land. Verleihe uns und unseren Nachkommen Frieden und lass uns nach der irdischen Pilgerzeit einmal für immer bei dir sein.
In dankbarer Verbundenheit konnten wir ein kleines bisschen mithelfen, dass dein Heiligtum in neuem Glanz erstrahlt.